Integrale Arbeitswelt: Infrastruktur – der sichtbare Teil

Lassen Sie uns jetzt gemeinsam in den infrastrukturellen Teil der Wissensarbeitswelt eintauchen, in das Bürogebäude, den sichtbaren Teil. Herkömmliche Zellen-, Gruppen- Kombi- oder Großraumbüros gehören der Vergangenheit an. Open space, Desk-Sharing, Coworking sind nur Schlagworte einer neuen Arbeitswelt, die sich in hohem Maße durch neue Räume manifestiert.

Eine tätigkeitsbasierte Arbeitswelt ist die Grundlage für „Integrale Arbeitswelten“. Dabei analysieren wir die Prozesse einer Organisation insoweit, als dass wir uns anschauen, welche Tätigkeit am ehesten geeignet ist, um den Prozess optimal umzusetzen. Ist es die konzentrierte Einzelarbeit, ist es das konzentrierte Telefonieren, sind es Videotelefonate, ist es Projekt-Teamarbeit oder lässt sich der Prozess am besten kommunizierend erfüllen. Jede dieser Tätigkeiten hat ein optimales räumliches Umfeld, das die Umsetzung der Tätigkeit fördert. Denken Sie nur an Kommunikation und unterschiedliche Kommunikationsanlässe. Für ein konzentriertes Mitarbeitergespräch, ein Kreativ-Work-Shop, ein Board-Meeting, ein Projekt-Meeting, eine Präsentation, einen Vortrag oder für einen kurzen Austausch über die Erlebnisse vom letzten Wochenende haben sie jeweils an anderes räumliches Bild im Kopf und das ist gut so. Denn das Umfeld ist im besten Fall unterschiedlich und entspricht so viel mehr ihren Anforderungen.

Tätigkeitsbasierte Arbeitswelt bedeutet, aus den Prozessen der Organisation die Tätigkeiten abzuleiten und für jede dieser Tätigkeiten ein optimales räumliches Umfeld zu definieren. Diese sich daraus ergebenden Raummodule werden zu einem Gesamtbild, einen „Integrale Arbeitswelt“-Bürokonzept zusammengefügt.  In den meisten Fällen wird festgestellt, dass sie nur sehr wenig Zeit am Schreibtisch im engeren Sinn verbringen, die Grundlage für ein „vernünftiges“ Desk-Sharing ist damit gelegt. Tätigkeitsbasiertes Arbeiten bedeutet, dass ich je nach Arbeits- und Prozessschritt das richtige Umfeld wähle, das meine Tätigkeit begünstigt. MitarbeiterInnen wird dabei sehr schnell klar, dass diese Module nur geteilt werden können, das also nicht jeder über das Gesamtangebot exklusiv verfügen kann. Wir haben in den letzten Jahren viele Organisationen kennenlernen dürfen und in der Regel verbringen MitarbeiterInnen kaum mehr als ein Drittel ihrer Zeit wirklich an ihrem traditionellen Schreibtisch. Das macht keinen Sinn. Es leuchtet schnell ein, den Schreibtisch doch lieber mit anderen Kollegen zu teilen und dafür auf ein ganz anderes, reichhaltiges Angebot an weiteren Raum- und Tätigkeitsmodulen zurückgreifen zu können.

Extrem spannend ist, dass fast alle „Integrale Arbeitswelt“-Projekte beim Raum beginnen. Der Wunsch nach neuer Arbeitsumgebung wird artikuliert. „Ich hätte gerne ein Büro wie Microsoft“, das habe ich schon so oft gehört. Es ist jedenfalls sehr aufschlussreich, die Hintergründe und Motive zu hinterfragen. Warum willst Du ein Büro wie Microsoft, was erwartest Du dir von einem Büro wie bei Microsoft? Wir sind dann sofort auf der Verhaltensebene, der ich mich in einem weiteren Teil widmen möchte. Raum ist eine der stärksten Artikulationen von Kultur. Raum macht Kultur erfassbar und ist eine extrem starke Aussage. Daher ist der Wunsch nach Veränderung wohl oft anfänglich an die Veränderung von Räumen gekoppelt. Das ist gut nachfühlbar, was die Intervention betrifft aber sicherlich nicht ausreichend, wenn es um die Wirkung geht. Wir haben in den letzten Jahren hunderte Unternehmen auf dem Weg in eine neue Arbeitswelt begleitet. Wenn wir nicht nachdrücklich auf der Verhaltens- und Führungsebene gewirkt hätten, hätten wir die Erwartungshaltung unserer Kunden niemals erfüllen können.

Kommentar verfassen

%d Bloggern gefällt das: